Es klingt redundant. Ich habe bereits unzählige Male darauf hingewiesen und die Bedeutung der digitalen Kompetenzen unterstrichen. In einer Zeit multipler Kommunikationsformen und -ebenen stellt sich überhaupt die Frage, inwieweit digitale Kompetenzen als etwas Besonderes angesehen werden können. Erachten wir Lese- oder Rechenkompetenzen nicht als alltäglich? Ähnlich können wir ihr digitales Pendant in der heutigen Zeit bewerten. Sie sind eine Notwendigkeit um am Leben in einer modernen Gesellschaft teilhaben zu können und dennoch unterhalten wir uns in regelmäßigen Abständen darüber, dass diese Kompetenzen als Grundrüstzeug überhaupt wahrgenommen werden.
1. „Wer hohe Türme bauen will, muss lange beim Fundament verweilen!“
Der österreichische Komponist Anton Bruckner (https://www.aphorismen.de/zitat/28003, 25.08.2016) hat in diesem kurzen Satz die Quintessenz jedes Bildungsauftrages zusammengefasst. Bei der digitalen Bildung verhält es sich ähnlich. Es genügt nicht, kurze Crashkurse mit gutklingenden Zertifikaten zu belegen. Damit wir unsere Kinder effizient digital bilden, müssen wir den Umgang mit neuen Medien zu einem integralen Bestandteil der Unterrichtsdidaktik machen. Dabei sind die Einsatzmöglichkeiten vielfältig. Learning-Apps, mathematische Berechnungen, Simulationen, Videos, 3D-Design, Kommunikation über lange Distanzen in Echtzeit, Recherchieren und Bearbeitungen in allerlei Formen. Erst wenn unsere Kinder lange eine entsprechende Vielfalt fast täglich anwenden, können sie die Potenziale der neuen Medien begreifen und ausreizen.
2. Wann wird der Computer zum Bleistift?
Dieses Bild verwende ich sehr gerne, denn es geht um die Anwendung. Viele Menschen behaupten ja, neue Medien würden unsere Kinder vergiften, die Kreativität einschränken oder wären überhaupt zu meiden. Dabei vergessen die Kritiker/-innen neuer Technologien stets, dass es nicht darum geht, Altbewährtes durch Neues zu ersetzen, sondern durch Neues anzureichern. Und genau so sollten Unterrichtsmittel verstanden werden. Dass noch immer die Angst herrscht, neue Technologien würden das Unterrichten oder die Lehrkraft ad absurdum führen, bringt nur das fehlende Verständnis zum Ausdruck.
Während einer meiner Konferenzvorträge fragte mich eine Lehrkraft einmal, ob der Berufsstand der Lehrer/-innen nicht durch neue Technologien und Medien abgeschafft werden. Ich antwortet darauf nur: „Jene Lehrkraft, die Angst hat, durch neue Technologien ersetzt zu werden, sollte auch ersetzt werden.“ In der Unterrichtspraxis geht es nur darum, neue Medien als einen sprichwörtlichen Bleistift zu verstehen. Man setzt ihn gezielt und nach Bedarf ein und den Bedarf erkennt man, wenn man ihn öfter einsetzt.
3. Das schülerzentrierte Potenzial ist grenzenlos!
Ein Befund lässt sich aus meiner Erfahrung der letzten Jahre gut ableiten: Wann immer die Schüler/-innen selbst Einfluss auf die Ausgestaltung des Unterrichts ausüben können, sind sie motivierter, engagierter und behalten den erlernten Stoff wesentlich länger. Genau in diesem Zusammenhang sind die neuen Medien im Einsatz so effektiv. Den Schüler/-innen wird einfacher als früher der Eindruck vermittelt, sie gestalten den Unterricht mit. Sie sind produktiv, sie sind selbstständig und sie werden respektiert. Nachdem der Lernerfolg auch durch die emotionale Bindung zwischen Lehrer/-innen und Schüler/-innen geprägt ist, tragen neue Methoden mit Sicherheit zu einer verbesserten Atmosphäre bei, weil sie eine perfekte Mischung leben.
Fazit: Fundament, Bleistift, Potenzial! Noch Fragen?
Wenn wir lange am Fundament digitaler Kompetenzen verweilen, indem wir neue Medien konsequent und dosiert im Unterricht einsetzen, machen wir den Computer zum Bleistift und ermöglichen den Schüler/-innen, das digitale Potenzial zu entfalten. Auf allen Kanälen kommunizieren zu können, verschiedene Quellen zur Recherche heranzuziehen und digitale Bearbeitungen vorzunehmen, gehört zum Rüstzeug des neuen Jahrtausends. Aber es handelt sich dabei nicht um Kompetenzen, die uns von den Anderen unterscheiden sollen, es handelt sich um Kompetenzen, die wir haben müssen, um nicht hinterher zu laufen. Das definiert Basiskompetenzen und im 21. Jahrhundert müssen wir darüber sprechen …