In meinem gestrigen Artikel die Kommunikation zwischen dem Bildungs- und Familienministerium als verbesserungswürdig bezeichnet. Die Reaktionen auf meinen Aufschrei waren gemischt, was für eine differenzierte Diskussion spricht und haben die Rolle der Technologie im Unterricht generell hinterfragt. Denn gerade der Future Classroom im European Schoolnet in Brüssel ist mit Technik vollgespickt, aber darum geht es gar nicht. Hier ein paar Worte, warum:
1. Pädagogik, dann Technik!
Was mir am Future Classroom Lab in Brüssel besonders gefällt, ist nicht die reine Zurschaustellung von Technik. Natürlich finden wir dort interaktive Tafeln und Tische, Tablets, Forschungsarbeitsplätze und sonst alles, was das Bildungsherz begehrt. Aber jede Lehrkraft, die dort war und einen Workshop besuchen konnte, wird folgenden Eindruck bestätigen: Die Technik verhält sich eher unauffällig! Das bedeutet, dass sie pädagogisch funktional niemals zum Selbstzweck wird.
Beim Entwurf der sechs Lernzonen (Present, Interact, Develop, Exchange, Investigate, Create) wurde darauf geachtet, ZUERST die zugrunde liegende Pädagogik zu konzipieren und danach auszuloten, welche Technologien hier unterstützen können. Deshalb auch die Lernbereiche. Es handelt sich hier nicht um einen Raum, der als Blaupause dienen, aber die Inspiration wecken soll. Die Idee ist, dass verschiedene Bereiche in der Schule für unterschiedliche Aufgaben genutzt werden können.
2. Schülerzentriert vs. Lehrerzentriert!
Etwas wurde im Future Classroom Lab in Brüssel sehr anschaulich dargestellt. Der klassische Frontalunterricht ist Geschichte. Das bedeutet nicht, dass er nicht mehr angewandt wird, aber nur noch erklärend und lernbegleitend. Es passiert das, was in der Bildung passieren muss: Die Schüler/-innen rücken ins Zentrum der pädagogischen Interaktion. Es geht darum, ihre Kompetenzen zu schulen, das Skills-Set zu vergrößern und eigenverantwortliches Lernen zum Alltag zu machen. Der vermittelte Inhalt ist Mittel, aber nicht mehr nur Ziel des Unterrichts. Das Ziel sind ganz klar die Kompetenzen (z.B. Team-Work, Problemlösung, Eigenverantwortung, soziale Kompetenz, usw.).
Fazit: Technik wird zum „Bleistift“!
Genau dieser Punkt sei allen Technik-Kritiker/-innen im Unterricht, die vermutlich den ganzen Tag vorm Bildschirm sitzen und den Einkaufszettel am Handy haben, ins Stammbuch geschrieben: Das Tablet ersetzt nicht den Notizblock, das eBook nicht das klassische Buch und die Technik überfordert auch nicht die Schüler/-innen. Es geht schlicht um die Dosis und die sinnvolle Anwendung. Zum Beispiel könnte eine Lehrkraft sagen: „Recherchiert 15 Minuten am Tablet und schreibt danach einen handschriftlichen Aufsatz über eure Ergebnisse.“
Technologie ersetzt nicht, sondern erweitert die Möglichkeiten der Unterrichtsmittel. Und diese gezielt einzusetzen, ist die didaktische Herausforderung unserer Zeit. Fortschritt zu negieren und zu riskieren, dass der adäquate Umgang mit neuen Medien nicht gelernt wird, ist unverantwortlich. Allein schon die Fälle von Cyber-Mobbing, die Möglichkeiten der Kommunikation und der Umgang mit virtuellen Quellen als Grundvoraussetzung, um in der modernen Gesellschaft zu reüssieren, machen das deutlich. Deshalb bin ich gegen militante Haltungen auf der einen oder anderen Seite ...