Wenn mich Eltern fragen, nach welchen Kriterien sie eine Schule für ihre Kinder auswählen sollen, so antworte ich erst, wenn ich das Alter und die Bildungskarriere der Sprösslinge kenne. Aber grundsätzlich empfehle ich stets, nach moderner Pädagogik und sozialer Durchmischung der Schüler/-innen zu entscheiden. Diese beiden Faktoren sind meiner Ansicht nach jene, die für die Zukunft der Kinder von entscheidender Bedeutung sein dürften. Denn eines ist klar: Der selbe, alte Trott hat ausgedient. Aber was genau meine ich mit moderner Pädagogik. Grundsätzlich geht es um das Aufbrechen bekannter Strukturen und eine Form möchte ich heute genauer vorstellen: IB(S)E - Inquiry Based (Science) Education!
1. Was ist IB(S)E eigentlich?
„Inquiry Based (Science) Education bedeutet wörtlich übersetzt Forschungs-basiertes Lernen (von Naturwissenschaften). Es geht also um forschendes Lernen. Es liegt nahe, dass dieser Ansatz aus den Naturwissenschaften stammt und die Brücke zwischen Theorie und Praxis schlagen soll. Wenn wir von forschendem Lernen sprechen, so meinen wir, dass der Stoff nicht mehr Lehrer-gesteuert vorgetragen, sondern von den Schüler/-innen in kleinen Projekten eigenverantwortlich erarbeitet wird. Die Lehrkraft stellt dabei zentrale Forschungsfragen und diese werden durch Experimente, Feldforschung oder Recherche beantwortet. Während dieses Prozesses nimmt die Lehrkraft nach der Erstellung der Forschungsfragen die Rolle eines Lernbegleiters ein.
2. Kann es regelmäßig im Unterricht eingesetzt werden?
Kurze Antwort: Ja! Denn der Umfang des forschenden Lernens wird von der Lehrkraft durch die Erstellung der Forschungsfragen bestimmt. Es kann sich um kurze Sequenzen einer Unterrichtsstunde (etwa 20 Minuten) bis hin zu ganzen Projekttagen handeln. Wichtig ist nur, dass die Schüler/-innen selbstgesteuert lernen. Natürlich wird es nicht möglich sein, alle Inhalte forschend zu erfassen, darum geht es auch gar nicht. Es geht um eine gesunde Abwechslung während der Schulstunde.
3. Für welche Unterrichtsfächer ist IB(S)E geeignet?
Ursprünglich kommt IB(S)E natürlich aus dem Bereich der naturwissenschaftlichen Fächer. Dort ist die Anwendung auch naheliegend. Beinahe jedes Themengebiet könnte auf diese Weise in den Naturwissenschaften erarbeitet werden. Doch wie sieht es mit den anderen Fächern aus? Funktioniert der Ansatz zum Beispiel auch bei den Sprachen? Ja! Allerdings wird nicht die Sprache zum Forschungsgegenstand, sondern zum Werkzeug. Wenn man sich einem Themengebiet über Artikel oder kritische Analysen nähert, kann dieses auch in der jeweiligen Sprache behandelt werden. Die Sprache wird zum Instrument, was sie ja auch tatsächlich ist.
Fazit: Forschen ist Lernen und gehört daher in die Schule!
Es leuchtet ein, dass forschendes Lernen in die Schule gehört. Denn am Ende jedes Forschungsprozesses liegt eine Erkenntnis und je früher mit diesem Prozess auf breiter Ebene begonnen wird, desto leichter sind Konzepte wie das lebenslange Lernen zu vermitteln. Denn etwas bringt forschendes Lernen sehr früh bei: Die Eigenverantwortung im Lernprozess! Wird diese früh geschult, können Schüler/-innen später den Lernprozess leichter als lebenslange Aufgabe verstehen und ihre Neugier behalten. Denn es wird nie wieder der Fall sein, dass außerhalb des Bildungssystems ein/e Expert/-in uns Wissen ohne Eigenmotivation eintrichtert …