Heute ertönt zum letzten Mal in diesem Schuljahr die Pausenglocke. Die Zeugnisse werden verteilt und danach beginnen die wohlverdienten Ferien. Schüler/-innen und Lehrer/-innen werden in den nächsten zwei Monaten die Pause voneinander genießen. Das vergangene Schuljahr brachte einige Überraschungen mit sich. Allen voran die zentralisierte Reifeprüfung in Mathematik, dich ich bereits an früherer Stelle thematisiert habe. Doch die Sommerferien werden nicht für alle Schüler/-innen genügend Zeit zur Entspannung bieten. Bevor sich die Meisten ihren Weg in den wohlverdienten Urlaub stauen, beleuchten wir das ambivalente Verhältnis der Schüler/-innen zu ihrer Schule.
Das statische Image der Schule?
Besonders gegen Ende eines Schuljahres manifestiert sich der Frust mit der eigenen Schule in einer offen zu Schau gestellten Abneigung. Gerade jetzt ertönt Falcos Lied „Nie mehr Schule“ besonders oft im Radio und trägt zur negativen Stimmung bei. Alle Protagonist/-innen sehnen die längst überfällige Sommerpause herbei. Die Einen brauchen Pause von der Schule, die Anderen von ihren Schüler/-innen. Was ist in den vergangenen Monaten geschehen, dass Burnout-Symptome auffällig werden?
Der Unterricht erweist sich im 21. Jahrhundert als ein zu statisches System mit festen Rollenverteilungen. Die Lehrkraft ist weiterhin der/die Expert/-in, die Schüler/-innen sind wie Schwämme, die das Wissen aufsaugen sollen. Dieser Prozess des Wissenserwerbs hat beinahe etwas Dogmatisches. Nach zehn Monaten in diesem festgefahrenen Mustern, ist die subjektive Machtlosigkeit der beteiligten Protagonist/-innen besonders groß. Die Schüler/-innen wollen nicht ständig in die Rolle der ahnungslosen Bankdrücker und die Lehrer/-innen nicht ständig in jene der allwissenden Gelehrten gedrängt werden. Der Frust mit der Schule ist dann besonders groß, wenn keine Dynamik mehr stattfindet und diese Rollen nicht hin und wieder durchmischt werden.
Wo Beziehung entsteht, wird gelernt!
Die Feststellung ist beinahe so trivial, dass oft darauf vergessen wird. Aber wo immer Beziehungen zwischen Menschen entstehen, wird gelernt. Haben Schüler/-innen keine Beziehung zu ihren Lehrer/-innen, findet nur ein reduzierter Wissenserwerb statt. Aber auch umgekehrt ist dieser Befund zutreffend: Haben Lehrer/-innen keine Beziehung zu ihren Schüler/-innen, lernen sie nicht von ihnen. Oft höre ich von Lehrkräften, dass es nicht ihre Schüler/-innen sind, die lernen, sondern sie selbst. Nicht Stoff oder zwangsläufig Wissen, sondern die Konzentration auf das Wesentliche im Leben. Denn etwas darf nicht vergessen werden: In einer Klasse ist eine Lehrkraft mit etwa 25 Einzelschicksalen konfrontiert. Manche regen zum Nachdenken an, andere machen demütig, wieder andere erinnern, warum man sich für den Lehrberuf entschieden hat.
Die Pflege dieser persönlichen Beziehungen ist anstrengend und wird oftmals von Personen außerhalb der Schule unterschätzt. Als Schüler/-innen und Eltern haben wir eine 1:1 Beziehung mit der Lehrkraft, vergessen aber, dass die Lehrkraft eine 1:25 Beziehung mit uns hat. Gerade in der heutigen Zeit darf der soziale Aspekt des Lehrberufs nicht unterschätzt werden. Auf so viele verschiedene Bedürfnisse einzugehen, ist ermüdend. Daher sind die Sommerferien eine willkommene Gelegenheit, die Batterien wieder aufzuladen. Aber umso wichtiger ist es auch, dass während des Schuljahres eine Dynamik im pädagogischen Prozess stattfindet, zumal die Ermüdungserscheinungen dann erst später auftreten.
Fazit: 9 Wochen Zeit!
In den kommenden neun Wochen haben die Schüler/-innen nun Zeit, sich wieder zu erholen, sich auf etwaige Wiederholungsprüfungen vorzubereiten und genügend Abstand von der Schule zu finden. Die Lehrer/-innen haben nun neun Wochen Zeit, ihre Batterien aufzuladen und das kommende Schuljahr pädagogisch vorzubereiten. Hier empfiehlt es sich, verschiedene pädagogische Szenarien in den Unterrichtsalltag einzuflechten. In einem Artikel habe ich empfohlen, diese bereits vorab in der Projektwoche am Ende des Schuljahres zu testen. Mit diesen Szenarien werden mehrere Fliegen mit einer Klatsche geschlagen: Einerseits findet eine gewisse pädagogische Dynamik im Klassenzimmer statt, die für Abwechslung sorgt. Andererseits können dadurch die Beziehungen zwischen der Lehrkraft und den Schüler/-innen verbessert werden, was den Lernerfolg steigert und den Frust minimiert. Vielleicht sind diese Denkanstöße für das kommende Schuljahr hilfreich, zumal die Lehrer/-innen nun genügend Zeit haben, ihr dieses zu planen …
Nächster Artikel: Österreichs Bio-Chance!