Dieses Jahr war die Zahl negativer Beurteilungen besonders hoch. Es geht um die zentralisierte Reifeprüfung in Mathematik, der viele Maturant/-innen zum „Opfer“ gefallen sind. Dennoch gibt es lokale Ausreißer, die mit der Bewältigung der gestellten Aufgaben wenig Probleme hatten. Der Schlüssel für ein positives Gelingen heißt Statistik. Recherchen der Innovationsschule haben ergeben, dass Schulen, mit einem mathematischen Schwerpunkt auf Statistik, bessere Ergebnisse erzielen. Auch wenn Maturant/-innen auf Taschenrechner statt Computer setzten, waren sie erfolgreicher, was im 21. Jahrhundert grotesk wirkt. Ich habe so eine Statistikstunde besuchen dürfen.
Statistik wichtiger als Differenzialrechnung
Wer kennt sie nicht aus der ihrer/seiner Schulzeit? Die Angst vor der höheren Mathematik und die Frage, ob ich sie jemals wieder im Alltag brauchen werde. Oder ertappen sie sich dabei, wie sie auf den Bus wartend versuchen, eine Differentialrechnung zu lösen? Andererseits erkennen wir, dass uns statistische Daten im Alltag umgeben: Bei Wahlen, Umfragen, Sportereignissen, der Jahresbilanz und sogar dem Wetter. Zu verstehen, was z.B.die Standardabweichung einer Statistik ist, hätte also mehr alltäglichen Nutzen. Die Verantwortlichen bei der Frageerstellung für die zentralisierte Reifeprüfung haben das auch erkannt und letztlich ist der Bereich Statistik Teil des Stoffes der Oberstufe.
Statistik im International Baccalaureate
Im angloamerikanischen Raum erfolgte diese Erkenntnis wesentlich früher. Dort findet man tatsächlich einen Schwerpunkt Statistik im Lehrplan der Mathematik. Auch Schulen, die das International Baccalaureate hierzulande anbieten, sind daher im Vorteil. Ich war sehr verwundert, als ich erfuhr, dass im BG/BRG Klosterneuburg nur drei Schüler/-innen negativ bei der zentralisierten Reifeprüfung in Mathematik beurteilt wurden. Diese Schule bietet das International Baccalaureate an und Statistik ist ein Schwerpunkt in der Mathematik. Der zusätzliche Luxus dieser Schule besteht darin, dass sie über eine großartige Infrastruktur verfügen und den Schüler/-innen verschiedene Unterrichtsmittel zur Auswahl stehen.
Ich besuchte eine Unterrichtsstunde in Mathematik und erlebte, wie die örtliche Lehrerin mit ihren Schüler/-innen an einer Statistik mit dem Programm Microsoft Excel arbeitete. Schnell wurde auch mein Wissen wieder aufgefrischt: Median, Mittelwert, Standardabweichung. Die Lehrerin wurde auch nicht müde, den praktischen Nutzen und die Einsatzmöglichkeiten im Alltag zu betonen. In meinen Augen ist das der erfolgsversprechendere Weg.
Fazit: Den Lehrplan überarbeiten!
Diese Forderung ist so alt, dass sie schon fast einen grauen Bart trägt. Es sollte wirklich einmal hinterfragt werden, was wir unsere Schüler/-innen in welcher Intensität lernen lassen. Welche Schwerpunkte sind in der heutigen Zeit noch aktuell, welche sind neu dazugekommen? Diese Fragen wurden nie befriedigend beantwortet. Es ist schon schlimm genug, pädagogische Weiterentwicklungen nur schrittweise oder gar nicht in den Unterrichtsalltag fließen zu lassen oder die Möglichkeiten der technischen Hilfsmittel zu negieren. Aber zumindest sollten wir uns mit der Frage konfrontieren, was wir noch, wieder oder neu in der Schule vermitteln müssen, damit unsere Kinder bestmöglich auf ein Leben in einer sich ständig verändernden Gesellschaft vorbereitet werden. Die zentralisierte Reifeprüfung zeigte zumindest hier Diskrepanzen auf …
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