Den "Skills-Gap" schließen!

Die 42-University von außen!
Quelle: https://www.42.us.org/the-university/work-environment/

Gestern hat mich eine innovative Kollegin auf ein Projekt gebracht, das nicht minder innovativ ist. Das Ziel ist der Erwerb digitaler Kompetenzen und eine Ausbildung im Bereich des Programmierens ohne zusätzliche Kosten für jede/n. Auf diese Weise sollen - die Berechnung wurde für Frankreich entwickelt - direkt 1.000 Arbeitsplätze pro Jahr geschaffen werden. Das Projekt heißt 42 und worum geht es genau?

Der Aufbau!

Vor 20 Jahren hat Nicolas Sadirac ein Peer-to-Peer Lernmodell entwickelt, das in diesem Projekt seine Entfaltung findet. Studierende dieser „Schule“ oder dieses Trainings werden weder nach akademischen Abschlüssen, noch nach finanziellen Mitteln ausgesucht. Das einzige Entscheidungskriterium ist das Talent im Bereich der Informatik. Die Ausbildung umfasst drei bis fünf Jahre und am Ende stehen qualifizierte Fachkräfte der IT-Science (= Informatik). Die Anmeldung erfolgt über ein Online-Formular, das 4.000 Bewerber/-innen als passend einstuft. In der Endstufe werden 1.000 letztlich ausgebildet. In einem Lernbereich, der 4.200m2 umfasst, können die Studierenden anschließend 24 Stunden auf topaktuelles Equipment zugreifen.

Die „Piscine“!

„Piscine“ kommt aus dem Französischen und bedeutet Schwimmbad. Die Idee: Man wird ins Wasser geworfen und lernt schwimmen. Diese ist der letzte Schritt des Auswahlverfahrens, bei dem auch noch viel gelernt wird. Vier Wochen lang programmieren die angehenden Studierenden von Montag bis Sonntag was das Zeug hält. Es wird mit einfachen Übungen begonnen und komplexe Codes werden nach und nach geschrieben. Die einzige Anforderung ist, Maus und Tastatur bedienen zu können. Gemeinsam mit 1.000 Bewerber/-innen versucht man, einen dauerhaften Studienplatz zu ergattern. Das Talent entscheidet.

Die Wirkung!

Wenn jährlich 1.000 Absolvent/-innen den Arbeitsmarkt um qualifiziertes Personal erweitern, fördert das langfristig den Wirtschaftsstandort. Etwaige Versäumnisse des Bildungssystems im Bereich der digitalen Bildung können so für ein begrenztes Publikum ausgeglichen werden. Natürlich sind derartige Initiativen für regionale Unternehmen, die ein Interesse an qualifizierten Fachkräften haben, sehr interessant. Ob das als Bildungsmaßnahme oder doch „nur“ als Weiter- oder Ausbildungsmaßnahme verstanden werden kann, darüber ließe sich vermutlich streiten.

Fazit: Es wird reagiert, weil das Schulsystem nicht reagiert!

Es wird jedenfalls deutlich, dass die Maßnahmen des Bildungssystems in Richtung der digitalen Bildung aktuell nicht genügen. Vermutlich bräuchten wir dafür nicht den Blick auf Frankreich richten. Zwar gibt es in Österreich Kompetenz-Modelle (Anm. d. Red.: Digi.komp) und entsprechende Möglichkeiten der Evaluierung - Stichwort Digicheck - dennoch vertraut man hierzulande eher externen Zertifikaten wie dem ECDL. Daraus resultiert, dass der Bildungsauftrag im Informatikunterricht nicht mehr zur Gänze erfüllt wird und ein gefühltes Vakuum entsteht. Unternehmen beklagen anschließend, nicht mehr genügend IT-Fachkräfte anzuwerben und betreiben Outsourcing in Richtung Fernost. Dass darüber hinaus auch eine 42-School in einem Vorort von San Francisco in der Entstehung ist, unterstreicht diese Entwicklung. 

 

Die IT hat ein gewaltiges Imageproblem und derartige Maßnahmen zeigen einen möglichen Ausweg. Wie die eSkills4Jobs-Kampagne der Europäischen Kommission könnten derartige Maßnahmen eine gewisse Breitenwirkung durch Vorbildwirkung erreichen.