Kirchliche Feiertage sollen aus theologischer Sicht Tage der Besinnung sein. Tage, die wir zur Erholung nutzen und an denen wir unsere Batterien aufladen. Viele Menschen, darunter auch ich, sehnen sich nach diesen Feiertagen, weil dann die Zeit langsamer zu vergehen scheint - so wie heute. Aber vor dem Hintergrund einer zunehmenden Radikalisierung (nicht nur islamistisch motiviert), machen mich Feiertage dieser Art auch nachdenklich …
Sinn kirchlicher Feiertage?
Der Sinn der kirchlichen Feiertage bestand früher darin, den normalen Alltag anzuhalten und von der Kirche organisierte Feste zu begehen. Doch das waren keine Feste im eigentlichen Sinn. Zu diesen Anlässen wurde den tiefgläubigen Menschen immer wieder vermittelt, dass sie Sünder sind und an ein besseres Leben nach dem Tod zu glauben haben. Für dieses Leben nach dem Tod, konnte man bereits zu Lebzeiten einzahlen (Ablasshandel). Ein im wahrsten Sinne todsicheres Geschäft der einzigen Organisation, oder sagen wir Firma, die niemals in Konkurs ging und die für ihre „Produkte“ keinen Beweis zu finden brauchte.
Trennung von Kirche und Staat ... und Radikalisierung?
Die Trennung von Kirche und Staat wurde bei uns spätestens mit dem Konkordat untergraben. Eine Glaubensgemeinschaft wurde de facto bevorzugt - bis heute. Sei es durch den Religionsunterricht in der Schule oder durch steuerliche Befreiungen (Anm.: Grundsteuer) der Kirche. Dass in diesem Zusammenhang andere Glaubensgemeinschaften auftreten und ähnliche Privilegien für sich beanspruchen, überrascht nicht, denn durch die Verfassung sind alle anerkannten Glaubensgemeinschaften gleichgestellt. Wenn also von Kindergärten gesprochen wird, die salafistische Thesen lehren, so darf daran erinnert werden, dass Bildung auch bei uns bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts kirchlich organisiert war. Noch heute wird bei privaten Schulen, die kirchlich organisiert werden, die Bezahlung der Lehrer/-innen weitgehend durch den Staat übernommen.
Lösung wäre wirkliche Trennung!
Wie dieses Dilemma zu lösen wäre, wird heiß diskutiert. Plötzlich wird daran erinnert, dass Europa eine christliche Tradition hätte und deshalb die de facto stattfindende Bevorzugung schon in Ordnung ginge. Wir haben auch kein Problem damit, anderen Religionsgemeinschaften ähnliche Rechte einzuräumen, solange es sich nicht um den Islam handelt. Juden, Buddhisten, Hindus und Protestanten genießen annähernd ähnliche Rechte wie die Katholiken. Beim Islam sieht es deswegen anders aus, weil wir - ganz mittelalterlich gedacht - noch immer nicht zwischen Islam und Islamismus unterscheiden können und a priori davon ausgegangen wird, das Eine führe zum Anderen. Wirklich? Beobachten wir, dass die Opus Dei Sekte überhand nimmt, nur weil wir katholischen Religionsunterricht und steuerliche Begünstigungen für die Kirche ermöglichen?
Meine Vision ist - und mit dieser Haltung dürfte ich erstmals radikal erscheinen - dass sich die Kirche gänzlich in den privaten Bereich zurückzieht. Es ist jeder/m unbenommen, zu glauben, woran man möchte. Genauso wie jeder/m die Partnerwahl unbenommen ist. Gott sei Dank! Würde die Kirche nicht so eine tragende Rolle in unserer Gesellschaft spielen, täten wir uns erheblich leichter damit, religiöse Symbole, wie die Burka, in öffentlichen Ämtern oder an öffentlichen Plätzen zu verbieten. Denn dann könnte man sagen: „Es ist sowieso für alle verboten!“
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