Wenn es um innovative Bildung geht, ist sie ein Fixpunkt in der österreichischen Bildungslandschaft. Die BildungOnline öffnete gestern in Hall in Tirol ihre Pforten. Wie in jedem Jahr ist das Ziel, mit innovativen Bildungsideen endlich in die Breite zu gehen. Doch warum ist das in Österreich überhaupt notwendig? Reagieren wir hierzulande einfach so langsam? Sind Innovationen nur bestimmten Eliten vorbehalten?
Seit dem Jahr 2010 fahre ich jährlich zur BildungOnline, die das westliche Pendant zur eElearning-Conference in Eisenstadt ist. Doch während in Eisenstadt Bildungsexpert/-innen mit Lehrer/-innen zu den aktuellsten Entwicklungen tagen, versucht die BildungOnline, effektiv in die Breite zu gehen. Schüler/-innen, Lehrer/-innen, Großfirmen, Verlage, Eltern und Großeltern gehören zu den Besucher/-innen. Nachdem die Organisatoren Harald De-Zottis und Wolfgang Willburger der Überzeugung sind, dass Menschen nur durch Kommunikation vor Ort aktiv werden, verfolgen sie seit Jahren den Ansatz, mehrere Zielgruppen anzusprechen und die Möglichkeit zu bieten, miteinander aktiv zu werden.
Und es tut sich etwas! Dass die Schulen vermehrt auf Tablets im Unterricht und der daraus resultierenden, veränderten Pädagogik setzen, kann beobachtet werden und ist ermutigend. Vor allem im Sinne des selbstgesteuerten und eigenverantwortlichen Lernens, ergeben sich enorme Vorteile im Vergleich zum Lehrer/-innen-zentrierten Unterricht.
1. Kooperationen zwischen verschiedenen Alterskohorten:
In einem Artikel letzte Woche habe ich eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen dem BG/BRG Klosterneuburg und der Volksschule Kierling beschrieben. Es werden Inhalte in der jeweiligen Alterskohorte erarbeitet und später treten die Schüler/-innen in einem Kahoot-Quiz in Gruppen gegeneinander an. Dabei sind die Gruppen aber gemischt und der soziale Lernfaktor ist enorm, zumal die Älteren von den Jüngeren und umgekehrt lernen. Das Kahoot-Quiz ist unter den meisten Schulen, die regelmäßig Tablets einsetzen äußerst beliebt. Vielleicht ist spielorientiertes Lernen doch dosiert sinnvoll …
2. Internet-Recherche:
Bei der Internet-Recherche fungieren die Tablets als wunderbare Lernbegleiter. Viele Lehrkräfte setzen bereits heute auf einen selbstständigen Recherche-Teil in ihren Schulstunden. Hier hätte das Smartphone im Sinne der BYOD noch ein paar Nachteile. Es eignet sich zwar sehr gut zur Wissensüberprüfung (Quiz) und aber die ausgiebige Recherche funktioniert über Tablets oder Notebooks besser. Doch vielleicht ist dieser Aspekt in ein paar Jahren kein Thema mehr, zumal die Smartphone-Displays immer größer werden.
3. Classflow definiert Interaktivität neu:
Ich habe es bereits zu einem früheren Zeitpunkt vermutet, aber das Thema Interaktivität wird mit dem Programm „Classflow“ von Promethean auf ein neues Niveau gebracht. Die Lehrkraft legt virtuell eine Klasse an und die Schüler/-innen können zeitgleich und parallel Inhalte manipulieren, Aufgaben erfüllen, kooperieren und - wenn sie es wollen - sich mit ihren Kolleg/-innen vergleichen. Die Lehrkraft kann selbst entscheiden, ob, wann und in welcher Form sie eingreift. Es können eigene Werkzeuge zur Bewältigung einer bestimmten Aufgabe freigeschalten und die Elaborate in der Klasse verglichen werden. Meiner Auffassung nach schlägt dieses System pädagogisch das weit verbreitete LMS, das wiederum im Assessment seine souveränen Stärken besitzt.
Doch das Beste kommt noch: Es ist völlig unerheblich, welcher Gerätetyp von den Schüler/-innen verwendet wird (Smartphone, Tablet, Notebook, Netbook, …) und welches Betriebssystem (iOS, Android, Windows, Mac, Linux, Sailfish, Ubuntu … ) das Gerät hat. Alle Geräte werden Browser-basiert integriert und nachdem stets eine Zwischenspeicherung des Systems stattfindet, muss auch nicht das W-LAN-Netzwerk der Schule über eine zu hohe Bandbreite verfügen, obwohl diese spätestens bei der Einbettung von Videos Zeit einspart.
Fazit:
Es bewegt sich etwas und steter Tropfen höhlt den Stein. Es besteht allerdings die Gefahr, dass beim Versuch, in die Breite zu gehen, auf viele vergessen wird. Es gibt tolle Initiativen im Bereich des Klassenraum-Managements, die kostenfrei (!) umgesetzt werden können, zumal die Classflow-Architektur prinzipiell zur freien Verfügung steht. Natürlich geht der Trend in Richtung der BYOD-Strategien, zumal eine zentralisierte Finanzierung nicht möglich sein wird - auch in Zukunft nicht. Natürlich werden viele Lehrkräfte einen Mehraufwand zu Beginn neuer Initiativen monieren und fehlende Fortbildungen anprangern. Aber umgekehrt argumentiert, hat uns niemand gezeigt, wie wir unseren Urlaub online buchen können …
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