Dass soziale Werte in jedem Bildungsprozess vermittelt werden müssen, darüber sind wir uns einig. Wir reden von sozialer Kompetenz bei den Schüler/-innen und beziehen uns meistens auf die Art, wie sie miteinander interagieren. Im Bildungssystem wird diese Kompetenz vorrangig durch Kooperation geschult. Die Schüler/-innen sollen lernen, auf einander ein- und zuzugehen. Doch diese Kompetenz könnte weiter gehen. Die gesellschaftliche Verantwortung hat auch etwas mit der Fähigkeit zu tun, sozial fair miteinander umzugehen. Genau in diese Kerbe schlägt das Fairphone 2.
Es fängt schon bei der Ressourcenauswahl an. Die Lieblingsprodukte unseres Alltags - und ich nehme mich da überhaupt nicht heraus - haben oft Bestandteile aus Krisenregionen mit Bürgerkrieg und hoher Armut. Die Arbeiter/-innen werden beim Abbau meistens sehr schlecht bezahlt und setzen sich großen Gesundheitsrisiken aus. Das Fairphone ist stolz darauf, nur Ressourcen zu verwenden, die „krisenfrei“ sind und bei deren Abbau die Arbeiter/-innen fair entlohnt werden.
Gleiches gilt auch einen Schritt weiter in der Produktionskette. Beim Zusammenbau der einzelnen Elemente - auf diese komme ich noch zu sprechen - werden die Fachkräfte ebenfalls fair entlohnt. Daraus ergibt sich ein relativ hoher Endpreis, den wir als Konsument/-innen bezahlen müssten. Dieser beträgt über 500 Euro und ist somit preislich im oberen Segment angesiedelt. Die verwendeten Materialien und die verbaute Technik lassen jedoch eher ein Gerät am Stand von vor zwei Jahren vermuten. Daher dürfen wir uns fragen, wie es möglich ist, 100 oder 200 Euro für ein Gerät auszugeben, das am aktuellen technischen Stand ist. In der Produktion sind diese natürlich wesentlich billiger. Über die Bedingungen, unter welchen sie produziert werden, können wir nur spekulieren, aber nachhaltig und fair dürften sie nicht sein.
Jetzt zur Bauart des Smartphones: Diese ist modular. Das bedeutet, dass die Endbenützer/-innen selbstständig Module austauschen können, sollten diese beschädigt oder aktualisiert werden. Gerade Menschen, die oft unter der „Spiderweb-App“ leiden - Displaybruch, weil das Smartphone zu Boden stürzte - werden sich freuen. Der Austausch ist eine Angelegenheit von Minuten. In diesem Zusammenhang ist auch interessant, dass das Gerät Stürze aus 1,80 Meter aushält. Nachteilig im Design ist allerdings, dass das Smartphone aufgrund seiner modularen Bauweise und der Tatsache, dass nichts verklebt wird, dicker ausfällt. Elf Millimeter sollen es sein. Bei meinem aktuellen Smartphone sind es weniger als sieben. Softwareseitig ist Android 5.1 an Board und bald sollte es auch problemlos möglich sein, Sailfish laufen zu lassen. Somit wäre tatsächlich der Sprung zu Open Source und zur Nachhaltigkeit geschafft.
Der Hersteller rechnet mit einer Laufzeit von mindestens fünf Jahren. Für den Bildungsbereich ist dieses modulare Prinzip sehr interessant. Geht ein Display zu Bruch - im Schulalltag kommt dies häufiger vor - kann es leicht getauscht werden (Kosten für ein neues, faires Display belaufen sich auf etwa 90 Euro). Auch im Sinne der Langlebigkeit ist ein derartiges Produkt interessant. Eine Investition in ein modulares Gerät ist sinnvoller, zumal Aktualisierungen leichter verbaut werden können (die Kamera würde eine Aktualisierung benötigen). Auch die Tatsache, dass die Rohstoffe fair gehandelt und die Arbeiter/-innen entsprechend entlohnt werden, ist äußerst attraktiv. Nachteilig sind die Dicke des Geräts und der hohe Einstiegspreis. Allerdings sind dieser Preis wirkliche Systemkosten, also eine Investition, die über eine Laufzeit von fünf Jahren beleuchtet werden muss. Privat kaufe ich fair gehandelten Kaffee, achte darauf, wo meine Kleidung produziert wird und welche Schuhe ich trage. Dass Nachhaltigkeit aber nicht bei Lebensmitteln und Mode aufhören muss, zeigt dieses Gerät …
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