Sollte ich mich jemals gefragt haben, warum ich im Bildungssystem arbeite, so hat es mir der letzte Wahlsonntag wieder ins Gedächtnis gerufen. Mir geht es nicht um richtig oder falsch (obwohl ich meine Meinung habe und diese nicht verstecke). Mir geht es um eine Gesellschaft, die fundiert demokratische Entscheidungen treffen kann. Eine Gesellschaft, die Meinungen von Fakten, Korrelation von Kausalität und Angstmache von Sorgen unterscheiden kann.
„Politik machen: Den Leuten so viel Angst einjagen, dass ihnen jede Lösung recht ist.“ (Wolfram Weidner)
Wann können Menschen Meinungen von Fakten unterscheiden und fundiert argumentieren? Die Wahlanalyse zeigt, dass der FPÖ-Kandidat Norbert Hofer jene mit Pflichtschulabschluss, Lehre und mittlerer Reife gewinnen konnte. Alexander Van der Bellen punktete vor allem unter jenen mit Matura und Universitätsabschluss. Vielleicht ist es nicht mehr zutreffend, eine gesellschaftliche Bruchlinie entlang des rechten und linken Gesellschaftsspektrums zu ziehen. Es scheint so, als wäre die entscheidende Bruchlinie jene der Bildungsabschlüsse, denn nur entlang dieser polarisiert die Gesellschaft. Ist es jetzt im Interesse der Politik, dass die Bürger/-innen mündig und fundiert entscheiden können und dabei kritisch sind?
Sind Menschen gebildeter, sind sie kritischer und weniger für geschürte Ängste empfänglich. Natürlich würde das populistischen Parteien nicht schmecken, denn ihr Geschäft ist das Schüren von Ängsten. Wenn etwa 1 % der Bevölkerung (Anm. d. Red.: Anteil anerkannter Flüchtlinge) Ängste auslösen können, spricht das nicht für unsere Gesellschaft. Aber genau darauf baut der Populismus auf. Wer nichts weiß, muss eben glauben: Glauben, dass Hassparolen Fakten sind und deshalb Ängste auslösen. Der Klügere gibt eben so lange nach, bis er der Dumme ist. Also gebe ich nicht nach, für ein effektiveres Bildungssystem zu plädieren.
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