Vor meinem geistigen Auge sehe ich Österreich. Nein, genauer! Ich sehe die österreichische (Innen)Politik - die letzten Wahlen, für die ich mich zum ersten Mal seit dem Jahr 2000 geniere und im Ausland entschuldigen muss. Wir wären keine Nazis und nicht alle hätten etwas mit Ausländerfeindlichkeit am Hut. Dass ich im Ausland in einen Topf mit Europas Rechten geworfen werde, habe ich als Staatsbürger nicht verdient. Doch die Bilder, die über die Fernsehschirme laufen, sind eindeutig:
Ein von der FPÖ kommender Bundespräsident gelobt Strache als Bundeskanzler an, nachdem dieser den Auftrag zur Bildung einer Regierung bekommen hat. Noch am selben Tag kommen Gratulationsbotschaften von Le Pen bis Wilders. Europas Rechte blicken mit Stolz auf Österreich. Selbst die Alternative für Deutschland (AfD) hat ein neues Vorbild. Blauer Bundespräsident, blauer Bundeskanzler. Braunes Herz, was willst du mehr? Orban sieht sich in Budapest im Recht. Europäische Ideale? Fehlanzeige! Europäische Integration? Fehlanzeige! Die Europäische Union existiert nur noch in Verträgen auf verstaubten Regalen. In einigen Wochen setzt der österreichische Nationalrat per Notverordnung die Genfer Flüchtlingskonvention außer Kraft. Humanitäre Errungenschaften der letzten Jahrhunderte gehen den Bach hinunter … Stop!!
Ich wache schweißgebadet auf der Couch auf und verfolge entsetzt die Wahlberichterstattung vom ersten Wahlgang zur Wahl des Bundespräsidenten. Mir wird klar, warum ich diesen Alptraum hatte. Haben wir gar nichts aus der Geschichte gelernt? Braun und voller Hass gegen bestimmte Menschen. Damals ging es angeblich auch nur um unser Vaterland. Ich bin mir nicht sicher, ob ich schlafe oder nicht. Meine Chance, nein unsere Chance als Staatsbürger/-innen, ist der 22. Mai. Denn es geht längst nicht mehr darum, von wem ich mich am besten vertreten fühle, sondern von wem ich nicht vertreten werden möchte …
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