Was bedeutet es für den Unterricht, wenn Schüler/-innen mobile Geräte mitbringen, die laut der Europäischen Kommission den Wettbewerb verzerren? Dass die Wettbewerbshüter der Europäischen Kommission das von Google betriebene Betriebssystem Android ins Visier genommen haben, ist in mehrfacher Hinsicht interessant. Bedenkt man, dass Android einen Marktanteil von etwa 80 Prozent hat, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Lehrer/-innen bei der Arbeit mit ihren Schüler/-innen damit konfrontiert werden.
Konkret soll Google seine Marktstellung dazu missbrauchen, seine eigenen Services zu vermarkten. So ist zum Beispiel die Google-Suchmaschine auf Android-Geräten im Webbrowser vorinstalliert. Aber auch andere Betriebssysteme, die Zugriff auf den Google Play Store haben, sollen benachteiligt werden. Aus dieser Situation heraus ergeben sich wunderbare Chancen für den Unterricht. Wir wollen junge Erwachsene erziehen, die kritisch und reflektiert am Leben teilhaben können. Idealerweise erkennen sie Monopolisierungen und lernen, Alternativen zu suchen. In der Bildung geht es also nicht immer darum, neutrale Inhalte zu haben, manchmal können sie durchaus größere Defizite aufweisen. Um bei Schüler/-innen eigenverantwortliches Handeln zu schulen, ist es manchmal von Vorteil, diese Defizite ganz bewusst in Kauf zu nehmen.
Pluralität ist das Schlüsselwort. Pädagogisch gesehen sollten wir uns davor hüten, einen Konzern, ein Produkt oder eine Softwarevariante zu verurteilen. Es kann sehr interessant sein, wenn Schüler/-innen einer Klasse verschiedene Geräte mit verschiedener Software bei der Bewältigung von Aufgaben, die ihnen die Lehrkraft stellt, zur Verfügung haben. Selbstverständlich sollen danach die unterschiedlichen Erfahrungswerte im aktiven Austausch dazu führen, Schwächen und Potenziale zu erkennen. Die Kompetenzen nach Digi.komp 4, 8, oder 12 können damit realitätsnäher vermittelt werden. Ein Unterricht am Puls der Zeit?
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