Verstehen sie mich nicht falsch! Ich zweifle nie den Glauben an sich an. Jeder/jedem steht absolut frei, den individuellen Glauben mehr oder weniger streng zu praktizieren. Doch trennen wir gemäß unserer Verfassung Kirche und Staat! Viele Menschen trennen ja bereits Kirche von Glauben, zumal sich ihre Handlungen an ethischen Grundsätzen orientieren und nicht mehr an den Dogmen ihres Glaubens. Doch gibt es ein wirkliches Trennen von Politik und Religion und was bedeutet das im Unterricht?
In Österreich gilt seit den 1930er-Jahren das Konkordat, das im Wesentlichen die katholische Kirche de facto privilegiert (Stichwort Befreiung von der Grundsteuer und Religionsunterricht). Engelbert Dolfuß führte es ein und seither wurde es nie wieder abgeschafft. Auch kann ein Naheverhältnis der Volkspartei zur Kirche nicht geleugnet werden. Im Unterricht ist es a priori unerheblich, ob eine Glaubensgemeinschaft angibt, Toleranz und Nächstenliebe zu vermitteln. Jeder Glaubensgemeinschaft liegt die Überzeugung inne, über den anderen Glaubensgemeinschaften zu stehen. Toleranz ist daher immer an individuelle Handlungen gebunden. Das Verständnis für andere Religionen kann nur durch gelebte Pluralität geschult werden. Also entweder wird der Religionsunterricht von Vertreter/-innen mehrerer Glaubensgemeinschaften vermittelt oder durch den vielzitierten Ethik-Unterricht ersetzt. In diesem können Aspekte von Demokratie und Menschenrechten vermittelt werden.
Danach entsteht vielleicht eine „gesündere“ weil tolerantere gesellschaftliche Haltung, die Religion als Privatsache, Kleidungsstücke als Kleidungsstücke (Stichwort Kopftuch) und abendländische Parolen als populistisches Werkzeug sieht. Ich wiederhole diesen Satz immer wieder gerne: Europa ist und bleibt der Aufklärung, nicht dem Christentum verpflichtet. Dass im Namen der Religion Terrorismus ausgeübt wird sollte uns ebenso zu denken geben, wie dass Religion Intoleranz fördert. Diese Haltungen sind in Schulen fehl am Platz. Das würde aber für alle Religionen gelten …
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