Gelb vor Neid? Ein paar Gedanken ...

"Der Haß, der Neid, das Geld_ wie gut sie hetzen können!" - Paul Verlaine
Quelle: http://gutezitate.com/zitate-bilder/zitat-der-hasz-der-neid-das-geld-wie-gut-sie-hetzen-konnen-paul-verlaine-223467.jpg

Sind wir gelb vor Neid? In einer Gesellschaft, die global gesehen mehr hat, als sie benötigt, finde ich das Konzept des Neids sehr befremdlich. Eine wunderbare Dokumentation vergangene Woche hat mich zum Nachdenken gebracht. Wie entsteht überhaupt Neid? Was löst ihn aus? Spiegelt er nur ein Gefühl der eigenen Unzulänglichkeit wider? Wird die Debatte um soziale Gerechtigkeit oft mit Neid verwechselt? Entsteht er vielleicht sogar, weil wir zu viel haben? Dieses Thema hat mich länger beschäftigt, zumal ich selbst keinen Neid verspüre. Das bedeutet aber nicht, das manche materielle Dinge für mich höchst interessant oder vielleicht sogar erstrebenswert sind. 

 

Allgemein wird Neid als das schlechte Gefühl bezeichnet, das man hat, wenn andere etwas haben, was man gern hätte. Gesellschaftlich gesehen geht es uns gut. Die meisten Menschen können existenzielle Ängste, wie sie in Kriegsregionen herrschen und unsere Großeltern-Generation erlebt hat, nicht nachvollziehen. Das bedeutet allerdings nicht, dass auch in unserer Gesellschaft enorme Missstände aufgetreten sind und viele nicht wissen, wie sie ihren Lebensunterhalt bestreiten sollen. Aber diese Menschen haben vermutlich kaum Zeit, über Neid nachzudenken. Neid muss aus einem Gefühl der eigenen Unzulänglichkeit entstehen, sich materiell zu gönnen, was anderen vergönnt ist. Jene Menschen, die oft beneidet werden, vermuten hinter der Frage nach sozialer Gerechtigkeit Neid, Faulheit oder Dummheit. Sie behaupten, es wäre sozial gerecht, das zu bekommen, was sie sich erarbeitet haben. Das wäre nun mal in einer Leistungsgesellschaft so! Doch für mich gibt es einen fundamentalen Unterschied: 

 

Soziale Gerechtigkeit sorgt dafür, dass jede/r die gleichen Bedingungen vorfindet, um zu reüssieren. Wenn sich Geldvermögen ohne eigenes Zutun vermehrt, ist dieser Aspekt bereits in Frage gestellt. Oft beneiden wir andere Menschen um deren Besitz, nicht aber um ihre Anstrengungen. Aber wenn Menschen trotz großer Anstrengungen an ihrer Verwirklichung gehindert werden, ist die soziale Gerechtigkeit nicht vorhanden und die vielzitierte Leistungsgesellschaft ad absurdum geführt. Letztlich ist meine persönliche Frage, ob wir all das brauchen, worum wir andere beneiden. Leben wir damit länger oder bewahrt uns Besitz vor Schicksalsschlägen? Vermutlich nicht! Bevor wir eine Neid-Debatte beginnen, diskutieren wir lieber darüber, was wir wirklich brauchen. Individuelles Glück hat ohnedies in den wenigsten Fällen etwas mit materiellem Überfluss zu tun …