Die Gefahr, dass sogenannte Hardliner an die Macht kommen und das gesellschaftliche Bild einer Gesellschaft prägen, ist mehr als gegeben. Sie verneinen, dass die verschiedenen Religionen dieser Welt gleichgestellt sind, haben ein ambivalentes Verhältnis zum Terrorismus, verdrehen gerne bestehende Fakten und greifen zu radikalen Maßnahmen, sogar zu Kriegen. Eine derartige Zivilisation würde als Gefahrenherd wahrgenommen werden. Aber welches Land meine ich? Syrien, Irak, Bahrain oder Nordkorea? Nein! Ich meine die Vereinigten Staaten von Amerika.
Ist diese Gesellschaft potenziell radikal? Der große Widerstand der Bevölkerung, die Waffengesetze zu reformieren, ließe diesen Schluss zu. Man scheut sich nicht vor Kriegen, lässt schwächere MitgliederInnen der Gesellschaft im Stich und hat ein ambivalentes Verhältnis zu Terrorismus. Manchmal wird er bewusst instrumentalisiert, um bestehende Machtstrukturen innerhalb eines Landes zu verändern, manchmal stellt man ihn als Feind der Demokratie hin. Giftige Wild-Western-Rhetorik - gerne von einem Präsidentschaftskandidaten verwendet - heizt zusätzlich ein Klima der Intoleranz an. Ein offenes Gesellschaftsbild ist in dieser politischen Auslegung nicht enthalten, und das wird von der betroffenen Gesellschaft als positiv bewertet. Anders ist es um die Situation eines Mitglieds der ehemaligen Achse des Bösen bestellt: Im Iran fanden am Sonntag die ersten Wahlen seit der Öffnung des Landes durch einen geschlossenen Vertrag mit dem Westen zum laufenden Atomprogramm und zur Aufhebung der internationalen Sanktionen statt. Das Ergebnis: Bekommt diese Gesellschaft entsprechenden Freiraum, werden die reformierende Kräfte mobilisiert. Der überwältigende Wahlerfolg der liberalen Kräfte zeigt, dass in Mitten einer radikalen Region eine offenere Gesellschaftshaltung Toleranz fördert.
Der Westen - insbesondere die USA, aber auch einige europäische Staaten - geht einen anderen Weg. Die aktuelle Haltung, zeigt eher Elemente einer zunehmenden Radikalisierung. Der Westen versucht sich abzuschotten, führt Kriege gegen Andersdenkende und kriminalisiert Einwanderung. Ohne die entsprechenden Vorzeichen, würde ich keinen Unterschied zu arabischen Ländern sehen. Natürlich ist die gesellschaftliche Haltung in ihren Grundfesten bei uns noch liberaler. Aber es empfiehlt sich, auf der Hut zu bleiben …
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