Warum besteht ein so intensiver Zusammenhang zwischen dem sozioökonomischen Hintergrund eines Schulkindes und dessen Leistung? Elf (11!) Prozent der österreichischen SchülerInnen, in Zahlen 9.500 (http://orf.at/stories/2323550/2323554/) werden als „schwach“ eingestuft. Sie zeigen Schwächen beim Lesen, den Naturwissenschaften und Mathematik gleichermaßen. In den einzelnen Schwerpunktgebieten haben natürlich mehrere SchülerInnen „Schwächen“ - was auch immer dieser Begriff bedeutet, aber in elf Prozent der Fälle gibt es eine Überschneidung mit allen Schwerpunkten. Wie sieht es mit den Risikofaktoren aus?
Die OECD hat im Wesentlichen zwei Hochrisikofaktoren ausgemacht, die mir einleuchten. Der erste Faktor ist das Sitzenbleiben! Dass dieses pädagogisch nicht gerade sinnvoll ist, darüber besteht bei den meisten ExpertInnen Einigkeit. Denn wesentlich gravierender als die Schwächen in einem Unterrichtsfach, sind die verloren gegangen Beziehungen des Kindes zu seinen LehrerInnen, seiner Klasse und seinem gewohnten Umfeld. Diese Umstände führen oft - aber nicht immer - zu einem noch schwächeren Abschneiden. Jene SchülerInnen haben ein 6,4-fach höheres Risiko, als leistungsschwach eingeordnet zu werden. Der andere Hochrisikofaktor ist das sozioökonomische Umfeld. Schülerinnen (die weibliche Form ist bewusst gewählt) in einer Berufsausbildung mit Migrationshintergrund und schwachem Einkommen der Eltern scheinen hier besonders benachteiligt zu sein.
Generell gibt es eine Korrelation zwischen dem sozioökonomischen Background und den Leistungen in der Schule - besonders in Mathematik. Die Kausalität ist für mich noch nicht eindeutig geklärt aber dieser Zusammenhang macht nachdenklich. Offenbar haben wir ein Bildungssystem, das diese Nachteile verstärkt, was zu einer Reproduktion von gesellschaftlichen Schichten führt - dem Gegenteil dessen, was Aufgabe der Schule wäre. Für mich persönlich sind diese systemimmanenten Fakten entscheidender als Machtgeplänkel zwischen Bund und Ländern in der Schulverwaltung. Denn Vorschläge haben wir genug gehört und Anleihen in erfolgreichen europäischen Ländern gäbe es genug. Aber begeben uns lieber in ideologische Grabenkämpfe …