Geht es um Integration oder Ausgrenzung, wenn diktiert wird, dass nur Deutsch als Pausensprache gesprochen werden darf? Senden Eltern ihre Kinder nicht in die Schule, damit diese möglichst viel lernen? Gehört Mehrsprachigkeit nicht zu den Kennzeichen einer immer vernetzteren Gesellschaft? Die SchülerInnen navigieren durch englische TV-Angebote, leben meistens in multilingualen Gegenden und bewegen sich - nicht zuletzt in sozialen Medien - mehrsprachig. Natürlich muss die örtliche Sprache beherrscht werden, wenn Integration wirtschaftlich und gesellschaftlich erfolgreich sein soll. Aber die Schule ist ein Ort der Vielfalt.
Der Trend geht zu mehrsprachigen Schulen und sogar Kindergärten, denn gerade in frühen Jahren werden Sprachen einfacher erlernt. Zwingt man den SchülerInnen Deutsch als Pausensprache auf, so geht man davon aus, dass auch außerhalb der Schule nur Deutsch gesprochen wird. Ob das weltweit der Fall ist, darf jede/r selbst beurteilen. Mehrsprachigkeit ist daher eher ein Vorteil, als Nachteil. In der Freien Schule-Anne-Sophie in Künzelsau - in früheren Artikeln als positives Beispiel einer modernen Schule genannt - gibt es die Sprachbars. Diese Bereiche der Schule sind dafür vorgesehen, dass sich eine Klasse in der Pause stets in jener Sprache unterhält, in der sie in der Unterrichtsstunde zuvor unterrichtet wurde. Also auch hier spielt die Mehrsprachigkeit eine entscheidende Rolle. Ähnliche Vorschläge könnte man sachlich auch hierzulande diskutieren.
Doch Integration ist keine Einbahnstrasse. Das wäre Assimilation! Gegenseitiges Verständnis und Akzeptanz der kulturellen Vielfalt sind in einer multikulturellen Gesellschaft notwendig und andere Kulturen und Sprachen zu kennen, hilft. Verbietet der Staat eine Sprache im schulischen Betrieb, schürt das Unverständnis, das in Isolation und Hass mündet. Bestimmte Gesellschaftsgruppen würden ihre Identität in Subkulturen ausleben, also das Gegenteil von Integration. Gezielte Sprachförderungen sind dagegen sinnvoll, denn Leseschwäche und sinnerfassendes Verstehen von Texten betreffen 25% der SchülerInnen. Bevor wir also über unnötig einschränkende Maßnahmen reden, sollte der Auftrag der Schule ins Zentrum gerückt werden: Wissensvermittlung, Aufklärung und Horizonterweiterung …