Bereits im Zuge der Interpädagogika habe ich über das Mathematik-Schulbuch (ISBN: 9783990233917) des iKON-Verlages geschrieben und anschließend eine Leseprobe veröffentlicht. Nun liegt mir die finale Version vor und offen gestanden: Ich bin begeistert. Mein einziger Wunsch in der Retrospektive wäre, dass es Ähnliches schon zu meiner Zeit gegeben hätte. Aber der Reihe nach:
Auf den ersten Blick sieht es sehr einladend aus. Das Buch im vertrauten A4-Format umfasst 126 Seiten, wobei es sich nicht - das ist der Unterschied zu jedem konventionellen Schulbuch - um reine Inhaltsseiten handelt, sondern um QR-Codes, welche die SchülerInnen durch die jeweiligen Übungen leiten. Zu Beginn jedes Kapitels werden die Handlungsdimensionen genau festgehalten, womit die SchülerInnen, LehrerInnen und die Eltern wissen, woran sie sind. Dass entsprechend Platz am Ende der Übungen zum Festhalten von Ergebnissen, Bemerkungen und Reflexionen zur Verfügung steht, soll auch „analogen“ Eltern veranschaulichen, welches Stoffgebiet in der Schule abgearbeitet wurde. Überzeugend ist für mich auch die Einleitung am Beginn des Buches. Üblicherweise wird diese überflogen, doch ein genauerer Blick lohnt hier. Die SchülerInnen werden darauf hingewiesen, wie ihr Smartphone, Tablet oder Computer - kurz „mobiler Lernbegleiter“ (ML) zu verwenden ist und welche Risiken auftreten können. Vor allem Themen des Datenschutzes und die Verwendung der Geräte in sicheren Umgebungen werden besprochen. Damit ist eines klar: Die SchülerInnen tragen eine größere Verantwortung im Unterricht. Ihre Geräte müssen aufgeladen, die Inhalte aufgerufen und die Verwendung mobiler Daten vorsichtig gestaltet werden. Dieser Teil gefällt mir besonders gut, zumal die SchülerInnen während des traditionellen Unterrichts sehr viel Verantwortung an die Lehrkraft abgegeben haben.
Fast noch beeindruckender ist das LehrerInnen-Begleitheft (ISBN: 978399023392). Einleitend wird genau erklärt, wie das Schulbuch zu verwenden ist und, dass stets nur die SchülerInnen Zugriff auf die mobilen Endgeräte im Unterricht haben sollen. Gleichzeitig werden auch die Gefahren durch offene W-LAN-Netzwerke und soziale Medien wie Facebook - Stichwort „Clickjacking“ - aufgezeigt. Das pädagogische Setting wird genau erklärt, wobei zwischen Lernaktivität (kleinste sinnvolle pädagogische Einheit), Lerngeschichte (Zusammenfassung mehrerer Lernaktivitäten in einem thematischen Kontext) und Lernszenario (Kleinprojekt bestehend aus mehreren Lerngeschichten) unterschieden wird. Jede Lehrkraft wird mit Aufschlagen des LehrerInnen-Begleithefts schrittweise durch den Unterricht mit mobilen Lernbegleitern geführt. Dass sie dabei Kontrolle abgeben und eine höhere pädagogische Verantwortung tragen, ergibt sich durch die Tatsache, dass die SchülerInnen gestaltend arbeiten. Zu Beginn jedes Kapitels findet die Lehrkraft den Lehrplan-Bezug, die Handlungsdimensionen und die zu schulenden Kompetenzen. Am Ende jedes Kapitels die Lösungen und eine Anleitung zur Reflexion. Der besondere Charme dieses Heftes ist, dass keine gesonderte Schulung hierfür notwendig ist und wirklich jede Lehrkraft nach sorgfältiger Lektüre der Anleitungen mit dem Unterricht starten kann.
BYOD („Bring your own device“) auf dem Vormarsch?
Zweifelsohne leitet dieses Schulbuch einen Paradigmenwechsel im Bereich der Unterrichtsmaterialien ein und schlägt dabei mehrere Fliegen mit einer Klatsche: Neue Technologien werden mit der Eigenverantwortung der SchülerInnen in Verbindung gebracht und durch die genauen Erklärungen im LehrerInnen-Begleitheft werden diese fast unbewusst geschult. Meiner Auffassung nach eine überzeugende Kombination, welche die Verwendung von mobilen Lernbegleitern auch unter jenen LehrerInnen, die den traditionellen Unterricht bevorzugen, vorantreiben kann. Die SchülerInnen würden es ihnen jedenfalls danken …
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Christian Konrad
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