Gestern hatte ich das Vergnügen, Teil einer Tablet-Schulstunde im BG/BRG Klosterneuburg zu sein. Dass diese Schule dank des Engagements von Mag. Hermann Morgenbesser sehr innovativ ist, habe ich gewusst, aber ich war mir nicht im Klaren darüber, wie sehr. Begonnen hat mein Besuch mit einem kurzen Zwischenstopp beim Buffet, weil ich viel zu früh dran war. Hier hatte ich mich kurz mit Hermann Morgenbesser besprochen. Er erzählte mir vom bald implementierten zusätzlichen W-LAN-Netzwerk, das so gesichert ist, dass es für eine Prüfungsumgebung geeignet ist. Technisch versucht diese Schule wirklich, stets am Laufenden zu bleiben.
Danach ging es in die Musikstunde. Der Musiklehrer Markus Haider arbeitet seit zwei Jahren mit Tablets der Firma Samsung im Unterricht, weshalb seine SchülerInnen mit seiner Arbeitsweise bestens vertraut sind. Das Ziel der Einheit war, Lernspiele für den Musikunterricht mit möglichst hoher Qualität auf der Plattform learningapps.org zu erstellen. Als Basis für diese Unterrichtsstunde fungierte ein Skriptum, das den SchülerInnen vorab übermittelt wurde. Nach 15 Minuten waren die SchülerInnen ihren Projekten/Schwerpunkten zugeteilt, womit das letzte Element des Frontalunterrichts abgehakt war. Was danach stattfand, war beeindruckend! Die Programmierung der Lernspiele lief größtenteils individuell gesteuert ab, wobei sich die SchülerInnen untereinander technisch unterstützen und der Lehrer stets für Rückfragen im Sinne eines Lern-Coaches zur Verfügung stand. Während der gesamten Schulstunde beobachtete Markus Haider den Fortschritt der SchülerInnen und griff gegebenenfalls ein.
Ein paar Aspekte fielen zwangsläufig auf: Der Klassenraum wurde anders genutzt, nachdem sich die SchülerInnen nicht im klassischen Tisch-Sessel-Setting postierten, sondern im Sesselkreis, auf der Fensterbank oder sonst irgendwie kreativ. Der Grad des individuellen Arbeitens war deutlich höher als in jedem traditionellen Unterricht. Die Lerngeschwindigkeit der SchülerInnen war nicht schneller, die erworbenen Kompetenzen aber deutlich höher. Die gesamte Schulstunde ist nicht fremdstrukturiert durch die Lehrkraft, sondern die SchülerInnen entwickeln. Sie entwickeln Inhalte, ihren Fortschritt, Strategien der Zusammenarbeit und letztlich den Aufbau der Schulstunde. Die Lehrkraft ist „nur“ noch für den pädagogischen Rahmen, Coaching und die grundsätzliche Koordination der SchülerInnen verantwortlich, was pädagogisch gesehen eine größere Herausforderung ist. Am Ende der Stunde forderte der Musiklehrer die SchülerInnen auf, die erarbeiteten Inhalte zu speichern und motivierte sie, an ihren Spielen auch zuhause zu arbeiten. In der nächsten Stunde würden diese fertiggestellt werden. Hier fiel auf, dass der Speicherprozess - wie im Interview mit Hermann Morgenbesser dargestellt - eine andere Qualität besitzt. Speicherressourcen müssen nicht mehr angegeben werden. Es genügt zu sagen: „Bitte speichern!“