Als Bürger eines westeuropäischen Landes, das geschichtlich der Aufklärung und nicht dem Christentum verpflichtet ist - obwohl das gerne gerade von der rechten Flanke des politischen Spektrums anders kommuniziert wird - frage ich mich oft, in welcher Gesellschaft ich eigentlich noch lebe. Im vergangenen Bürgerforum des ORF stieg mein Unwohlsein exponentiell an. Besser situierte Menschen haben Angst. Wenn sie ehrlich sind, haben sie keine Angst vor fremden Kulturen, die ÖstereicherInnen reisen ja gerne. Oder leben wir nach dem Motto „Wir haben das Fremde schon gern, es muss nur weit genug weg sein.“?
Der Verdacht besteht, dass es sich um Futterneid handelt. Wieso wundern wir uns über den Umstand, dass Menschen aus jenen Gebieten der Welt zu uns kommen, die unter widrigsten Bedingungen unsere Produkte herstellen? Schuhe, Kleidung, Lebensmittel und technische Geräte - teilweise durch Kinderarbeit. Jene Menschen sollen brav bleiben wo sie herkommen, denn bei uns könnten sie sich ja nicht integrieren, um weiter in Abhängigkeit zu uns stehen. Junge Männer werden als Tiere mit Trieben - oder es wird oft von Bedürfnissen gesprochen - dargestellt, aber ähnliches müsste für Kasernen bei uns gelten. Oder nehmen wir uns als entwickelter wahr? Entwickelter wäre es, darüber nachzudenken, warum wir solche Angst haben.
Zäune haben zur Integration noch nie beigetragen und zur Sicherheit? Vor jenen TerroristInnen, die sich durch Zäune aufhalten lassen, habe ich keine Angst, sondern von einer Gesellschaft, die glaubt, hier liegt die Lösung. So gut gebildete Flüchtlinge, wie aus Syrien, werden wir nie wieder bekommen. Eine Alphabetisierung von 95 % der Bevölkerung, schwächere Geburtenraten als hierzulande und junge Menschen, die aktiv unsere Wirtschaftsleistung verbessern können. Wenn überhaupt, gelingt eine Integration nur in unserem gemeinsamen Nenner: der Schule! Hier sollte gebildet und mit Ängsten und Vorurteilen aufgeräumt werden …