Die Schwangerschaft war lange, die Geburt kompliziert und das Ergebnis war aus Sicht der BildungsexpertInnen nicht das gewünschte. Die Bildungsreform steht also! Die viel diskutierte Frage der LehrerInnen-Verwaltung zwischen Bund und Ländern wurde im Kompromiss der Bildungsdirektionen beantwortet. Neun an der Zahl scheinen für ein Land der Größe Österreichs unverhältnismäßig viel zu sein, aber man musste offenbar den Bundesländern entgegen kommen. Es besteht die Gefahr, dass bisher bekannte Strukturen verlängert werden könnten, aber wir müssen abwarten, wie die tatsächliche Umsetzung aussieht.
Ein spannendes Detail sind die angedachten Modellregionen für die gemeinsame Schule. Obwohl Bundesländer wie Vorarlberg und Wien (in Tirol wurde diesbezüglich auch diskutiert) im gesamten Bundesland eine Einführung der sogenannten Gesamtschule bevorzugt hätten, wurden die Modellregionen mit maximal 15 Prozent der SchülerInnen, die betroffen sein dürfen, limitiert. Man wolle in einen Wettstreit der Argumente treten und nach zehn Jahren entsprechend evaluieren. Vergessen wird offenbar, dass ähnliche Systeme anderswo in Europa längst Usus sind und hervorragend funktionieren, sofern die entsprechende Unterstützung finanziell wie administrativ gegeben ist - das wird auch ein zentrales Ergebnis der zukünftigen Evaluierungen sein. Hier könnte Zeit verloren gehen, die wir nicht haben, während die skandinavischen Länder über uns schmunzeln. Interessant ist die neugewonnene Autonomie am Schulstandort, betrifft diese das Auswahlrecht der Direktion bei der Bestellung der LehrerInnen, die Gestaltung der Öffnungszeiten und die erweiterten Möglichkeiten der schuleigenen, pädagogischen Konzepte - sofern welche entwickelt wurden (hier können die Services der Innovationsschule mehr als behilflich sein).
Das Wort „Reform“ war früher mit einer signifikanten Verbesserung der Ausgangslage verbunden, aber spätestens seit der sogenannten Pensionsreform unter Schwarz-Blau verlor dieses Wort seine Richtung. Ähnlich ist es hier. Historisch gewachsene Machtkämpfe führten zu Kompromissen - vielleicht derer zu viel. Auf diesen Seiten wurde immer wieder beschrieben, dass eine ernstgemeinte Reform bei den SchülerInnen anfangen muss und sich die anderen Variablen der Gleichung zu fügen hätten. Die Einschätzung, ob das passiert ist, obliegt jeder/m selbst …
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