In aller Ohren klingt der Abgasskandal von Volkswagen nach. Umstrukturierungen, Rückholaktionen, kolportierte Zahlungen an Kunden, Verschwörungstheorien, Sparvorgaben und vergrößerte Aktienanteile von Porsche an VW sind Schlagwörter, die ständig in den Medien fallen. Die KonsumentInnen bleiben verunsichert zurück und es wird von Betrug an ihnen gesprochen. Ehrlich gestanden sind mir wenige Menschen begegnet, die sich des CO2-Ausstoßes ihres Fahrzeuges vollends bewusst waren oder dies gar als Kaufkriterium angegeben haben. Betrogen wurde allerdings: Die Umwelt, unsere Nachkommen und nicht zuletzt die Konkurrenz, die sich über stetig niedrige Abgaswerte wunderten, weshalb der Wettbewerb bewusst verzerrt wurde. Aber welche Technik steckt dahinter?
Die Manipulation der Software bei Abgasprüfungen ist eine smarte Lösung: Auf dem Prüfstand werden verschiedene Profile abgefahren, darunter auch der Abgastest. Sobald ein Fahrzeug auf dem Prüfstand steht und dort ein Profil abfährt, erkennt die Software, dass sich in VWs Fall die Hinterräder nicht bewegen. Wird auch noch das Profil für die Abgaswerte abgefahren, so erkennt dies die Software und drosselt die Motorleistung, zumal ein Leistungsverlust bei gleichbleibenden Geschwindigkeiten nicht auffällt. So konnten die Werte im Test bewusst gedrückt werden. Sobald das Profil für die Maximalleistung abgefahren wurde, stand wieder die volle Leistung zur Verfügung, denn Abgase waren da nebensächlich.
Letztlich handelt es sich hier um eine einfache, aber der Bedeutung nach innovative Lösung. Erst im tatsächlichen Alltagstest wurden diese Werte nicht erreicht und diese Manipulation aufgedeckt. Es fällt schwer, ein betrügerisches Vorgehen als innovativ zu bezeichnen aber Innovation hat eben zwei Seiten einer Medaille. Im Bildungskontext müssen stets beide Seiten beleuchtet und entsprechend bewertet werden. Ingenieurseitig war diese Idee clever, gesellschaftlich gesehen nicht nachhaltig und schädigend. Über Intrigen und Verschwörungstheorien wird hier nicht geschrieben - andere Medien sind auf diesem Gebiet spezialisiert. Der Aufruf an die KonsumentInnen bleibt aber bestehen: Eine Beschäftigung mit den Kaufprodukten ist notwendig, bietet eine Gelegenheit zur Nachhaltigkeit, Fairness in Bezug auf eine entsprechende Entlohnung während der Wertschöpfungskette und macht die KonsumentInnen mündiger. Und mündig werden, sein und bleiben sind zentrale Ziele der Bildung …