49. Wer Intoleranz sät, wird Hass ernten!

Kein Mensch ist illegal. Wir bleiben alle
Photography by Axel Zahlut - Copyright

In den Ferien habe ich mir vorgenommen, etwas mehr meinem fotographischen Hobby zu frönen und dabei beobachte ich auch Umgebungen von Schulen. Vor ein paar Tagen war an einer Wand nahe einer Kooperativen Mittelschule im sechsten Bezirk in Wien zu lesen: „Kein Mensch ist illegal. Wir bleiben alle!“ Die Frage bleibt offen, ob dieses Statement von SchülerInnen auf die Wand geschrieben wurde oder, ob die VerfasserInnen nur wollten, dass es von den SchülerInnen gesehen wird. Fakt ist, dieser Spruch wird auf dem Schulweg wahrgenommen und spiegelt damit mehrere Aspekte der österreichischen Gesellschaft wider. 


Einerseits zeugt er von einem kontroverseren Klima innerhalb der Gesellschaft, in der Diskussionspunkte in den öffentlichen Raum getrieben werden, damit Menschen, die primär nicht betroffen sind, betroffen gemacht werden. Für die meisten ÖsterreicherInnen ist die Debatte um Asyl eher an die politischen Fragen von Quoten und die Errichtung von Zelten geknüpft. Andererseits zeigt dieses Statement, dass reale Probleme nicht auf Quotenregelungen oder politische Einigungen warten können. Kinder, die geflüchtet sind und enorme Anstrengungen unternommen haben, sich zu integrieren und fernab ihrer Heimat eine neue Lebenswelt geschaffen haben, sind ein Teil unserer Gesellschaft, einer toleranten Gesellschaftd. Über schwebende Asylverfahren zu debattieren erscheint vor diesem Hintergrund mehr als zynisch. In der letzten Woche wurde die deutsche Bundeskanzlerin mit einem realen Fall eines Mädchen, das fließend deutsch spricht, studieren möchte und deren Familie vor der Abschiebung steht, konfrontiert und ihre Reaktion fiel auf geteiltes Echo in der Öffentlichkeit. 


 

Der zweite, fast wichtigere, Aspekt ist das gesellschaftliche Klima in seiner Gesamtheit. Wollen wir Kinder in der Tradition der abendländischen Kultur zu Toleranz und Aufklärung erziehen und gleichzeitig behaupten, „das Boot wäre voll“? Wer Intoleranz sät, wird Hass ernten! Toleranz zu lehren und Intoleranz zu leben, ist ein Widerspruch, den junge Menschen erleben und der sie für Extremismus zugänglicher macht und Maßnahmen auf den Plan ruft, deren Ursachen oftmals hausgemacht sind. Vielleicht ist die Bildung die einzige Langzeitstrategie auf viele gesellschaftspolitische Fragen, aber es fehlt der Mut, sich zur ihr zu bekennen …