Wir leben in Zeiten der Aufruhr, um es positiv zu formulieren. Ein interessantes Spannungsverhältnis zwischen Liberalisierung und politischem Reaktionsmus prägen unser heutiges Leben. Auf der einen Seite liberalisiert der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten endlich das Ehegesetz, damit auch homosexuelle Paare in jedem Bundesstaat heiraten können, auf der anderen Seite sind wir politisch und wirtschaftlich eher konservativen Strömen unterworfen.
Die seit Jahren virulente Finanzkrise in Griechenland hält die europäischen Gläubigerstaaten seit geraumer Zeit in Atem. Kompromisse werden angekündigt, um später wieder für nichtig erklärt zu werden. In Österreich sorgt der Skisport auch im Sommer für Schlagzeilen und hinterfragt im gleichen Atemzug patriarchale Strukturen in unserer Gesellschaft, gleichzeitig reißt die Debatte zum überarbeiteten Text der Bundeshymne nicht ab. Aber was hat das alles mit Bildung zu tun? Verantwortungsvolle BürgerInnen einer Gesellschaft informieren sich vorab, um eine fundierte Meinung zu haben, oder zu vertreten. Ein paar Beispiele: Griechenland kann seit demVertrag von Maastricht 1992 nicht aus dem Euro gestoßen werden - sie können nur aus der EU austreten und danach wieder die Mitgliedschaft - ohne Euro - beantragen. Vielleicht ist auch aufgrund dieses Vertragswerks eine Kompromissfindung so schwer. Im österreichischen Beispiel wird auf eine Konkurrenzklausel bei Sponsoren und PartnerInnen verwiesen - bei manchen AthletInnen aber nicht eingehalten - auch unter den VertragspartnerInnen des ÖSV gibt es konkurrierende!
Die Asyldebatte in Österreich ist ein weiteres Beispiel: Bevor Menschen auf hetzerische Parolen hereinfallen, lohnt auch hier ein genauerer Blick und der gesunde Hausverstand. Dieser Punkt wird in der Gesellschaft heftig diskutiert: Natürlich sind die meisten Asylanten männlich!! Eine lebensgefährliche Mittelmeerüberquerung oder der Transport in menschenunwürdigen Schlepper-Waggons würde ich meiner Frau und meinen Kindern eingedenk der Lebensgefahr auch nicht zumuten. Die Strategie ist, diese nachher zu holen. Danach wird immer die fehlende Quoteneinhaltung innerhalb der EU kritisiert, gleichzeitig sieht es mit der Quotenerfüllung innerhalb Österreichs - dank der Landesfürsten - beschämend aus. Also ist dieser Eintrag als Appell an den gesunden Hausverstand und der genauen Recherche zu interpretieren! Und Bildung sollte hier humanistisch vorbereiten …