Diese Ankündigung passierte heute fast nebenbei und lief unter dem Radar der breiten Öffentlichkeit. Die österreichischen Ministerinnen für Familie und für Bildung haben sich darauf verständigt, dass ab dem Schuljahr 2016/2017 elektronische Schulbücher in den Oberstufen dieses Landes für alle SchülerInnen - zusätzlich zum gewohnten - per Code zugänglich sein werden. Über die Form des elektronischen Schulbuches wurden noch nicht so viele Worte verloren. Allerdings bleibt der Zweifel bestehen, dass diese Schulbücher tatsächlich dynamisch in ihrer Ausgestaltung und leicht veränderbar durch die Lehrkräfte sind, was sie obsolet machen würde, aber die Hoffnung stirbt zuletzt.
Reichlich spät wird dieser Schritt dennoch gesetzt! In Skandinavien längst üblich und in Italien (!) bereits im wirtschaftlich benachteiligten Süden implementiert, läuft Österreich in fast gewohnter Manier hinterher und verkauft jeden noch so kleinen Schritt als großen Wurf. Wird hier politisches Kleingeld auf dem Rücken der SchülerInnen geschlagen? Wenn bisher Schulbücher über den Familienlastenausgleichsfonds, der nebenbei im Familienministerium angesiedelt ist, finanziert werden und beide Ministerinnen in koalitionärer Zweisamkeit diesen Schritt ins Leben rufen, erhärtet sich dieser Verdacht. Andere Länder haben das Potenzial der elektronischen Schulbücher hinsichtlich ihrer Interaktivität und Dynamik längst erkannt und wissen, dass diese längerfristig günstiger sind, vom Gewicht auf dem Rücken der SchülerInnen ganz zu schweigen.
Aber die Uhren ticken anderes im Staate Österreich. Schulbuchverlage sehen ihren jährlichen Gewinn durch die Innovation in diesem Bereich in Gefahr und die Angst wird geschürt, SchülerInnen würden durch die Digitalisierung verlernen zu lesen. Dass sie zu lesen verlernen, weil ein adäquater Umgang mangels entsprechender, digitaler Mittel nicht gelehrt wird und das Internet als unseriöse Informationsquelle - es ist weit mehr als das - abqualifiziert wird, dieser Gedanke wurde noch nicht aufgegriffen. Denn nach der Schule verwendet jede/r SchülerIn digitale Medien. So hinken wir weiter hinterher …