4. Kompetenz vor Wissen!

Schematische Darstellung eines kompetenzorientieren Assessments
Copyright: Axel Zahlut

Was soll primär in einer modernen Schule vermittelt werden? Bisher steht der Wissenserwerb und das Assessment des erworbenen Wissens im Zentrum der schulischen Laufbahn. Während dessen sollen Kompetenzen fast als Nebenprodukt erworben werden, überprüft wird das aber nicht. Der Inhalt der Schulbücher meiner Generation entspricht vermutlich nicht dem der Vorgängergeneration, ebenso dem der aktuellen Generation. Dieser Umstand erscheint mehr als logisch, zumal Wissen ein fließender Prozess ist, der ständig entsprechenden Veränderungen unterliegt. Aber wo ist die Konstante? Was kann in Vorbereitung unserer Kinder auf das Leben nach der Schule noch guten Gewissens vermittelt werden? 


Vielleicht liegt die Antwort tatsächlich in jenen Kompetenzen, die ohnehin später im Berufs- und Sozialleben benötigt werden. Jeder Lehrplan lässt sich im Wesentlichen nach Kompetenzen aufschlüsseln, die als Nebenprodukt des Wissenserwerbs entstehen könnten. Internationale Erfahrungen? Zwei sehr innovative Schulen, die Hellerup School in Kopenhagen (http://hellerupskole.skoleporten.dk/sp) und die Freie Schule Anne-Sophie in Künzelsau (http://www.freie-schule-anne-sophie.de/fsas-kuenzelsau/startseite-kuenzelsau/), verfolgen hier einen revolutionären Ansatz, und wieder spielen die LehrerInnen die zentrale Rolle bei der Entwicklung. 


 

Die Lehrkräfte müssen den Lehrplan genauestens kennen, eigene Materialien und ein entsprechendes Assessment entwickeln. Der Lehrplan wird auf den Kopf gestellt und hinterfragt, welche Inhalte besonders geeignet sind, die gefragten Kompetenzen zu vermitteln. Der Wissenserwerb wird somit zum Nebenprodukt des Kompetenzerwerbs, nicht umgekehrt. Gerade in einer Zeit, in der sich Inhalte und Wissen sehr schnelllebig verhalten, scheint diese Vorgangsweise eine nachhaltigere zu sein. Unabhängig von einander haben beide Schulen ein dreistufiges Assessment entwickelt, das von der jeweiligen Lehrkraft umgesetzt wird. Es werden die Tagesfortschritte erfragt, in Abständen von zwei Wochen die erworbenen Kompetenzen überprüft und in etwa Vier-Wochen-Schritten das Wissen. Auf diese Weise konnte ein nachhaltigeres Behalten des Stoffes und gesteigerte Kompetenzen, vor allem im sozialen Bereich, nachgewiesen werden. Eine ähnliche Vorgangsweise wäre in Österreich zu überlegen und gleichzeitig würde die Rolle der LehrerInnen aufgewertet werden. Nur ein Denkanstoss …